Ergriffen sein von dem, was mich unbedingt angeht.
Muttergöttin in Mesopotamien – Vatergott in Israel – Religion heute.
Recherchen und Materialien. Zusammengetragen von Ursula Bez Bühler. 2016
Religion hat ihre Wurzeln einerseits im psychischen, spontanen Erleben von Zusammenhängen, die das Alltagsbewusstsein übersteigen (transzendieren).
Religion kann andrerseits im Alltagsbewusstsein Fuß fassen und von einer organisierten religiösen Struktur mit Priestern und Beamten, Tempeln und Festen einer
breite Schicht von Menschen zugänglich gemacht und in ihrem Alltagsbewusstsein verankert werden.
Diese Arbeit geht den beiden Ausprägungen von Religion in drei verschiedenen Kulturepochen nach.
Zuerst wird der Ursprung und die religiöse Organisation zur Verehrung der Großen Göttin Ischtar in Mesopotamien von den Anfängen menschlicher Kultur bis ca.
1000 v. Chr. anhand von archäologischen Funden und Originaltexten dargestellt. Die Verehrung des göttlichen Weiblichen hatte die Ehrfurcht vor der kreativen, Leben spendenden Fähigkeit der Frau,
das Ahnen um den Urgrund allen Existierens und das Enthalten sein im ewigen Kreislauf der Natur zum Inhalt.
Dann werden anhand von archäologischen Funden und Texten die Zusammenhänge aufgezeigt, die ab 1200 v. Chr. allmählich zur Verehrung des einen, einzigen
Vatergottes Jahwe in Israel geführt haben. Die Verehrung des göttlichen Männlichen bedeutete das Ergriffensein von der gestaltenden Kraft des männlichen Geistes und von
der Durchsetzungskraft des zielgerichteten (männlichen) Denkens.
Zuletzt wird untersucht, welches religiöse Verhalten in der heutigen Situation, angesichts der neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, Sinn machen
könnte. Eine sinngebende Göttlichkeit kann nur aufleuchten, wenn die atemberaubenden Forschungsergebnisse der heutigen Wissenschaft erkannt, der Spur nach verstanden und einbezogen
werden.
Für die vorliegenden Recherchen wurden umfangreiche Materialien aus Archäologie, christlicher Theologie, Naturwissenschaft, Bewusstseinsforschung und weiterer
Literatur beigezogen. Persönliche religiöse Erfahrungen der Autorin wurden vereinzelt benannt.
Damit möchte ich auch andere Menschen dazu ermutigen, der eigenen religiösen Haltung ebenfalls genauer auf den Grund zu gehen. Dieser Erforschungsprozess führt
in Weiten und Tiefen, die unser Verständnis von Leben grundlegend bereichern.